Speak Up! Lab mit Book Talk in Eupen: Zweites Buch mit reger ostbelgischer Beteiligung

Am Donnerstagabend fand im Eupener Institut für Demokratiepädagogik der Auftakt zur fünften Ausgabe von Speak Up! statt. Das Speak Up! Lab und das Institut für Demokratiepädagogik haben zum Speak Up! Book Talk geladen.
Im Zentrum der Veranstaltung stand das zweite Speak Up! Buch, das die Ergebnisse der ersten vier Speak Up! Tagungen bündelt und zu Beginn des neuen Jahres erscheinen wird.

Zunächst stellte Sabrina Kirschner, die das Speak Up! leitet und somit den Herstellungsprozess des Buches koordinierte, das Buch an sich, seine Struktur und alle Beiträge vor. Sie betonte, dass die Arbeit am Buch, sehr intensiv war, und sich über mehrere Monate zog: „Die Besonderheit des Buches liegt darin, dass wir für die Arbeitsgruppen dieses Mal tagungübergreifend gearbeitet haben. Sprich Teilnehmende der ersten Tagung haben beispielsweise mit denen der dritten Tagung zusammengearbeitet, was eine ziemliche Herausforderung war, da nicht nur über Zeitzonen hinweg gearbeitet wurde, sondern alle Beitragenden verschiedene fachliche, sprachliche und kulturelle Hintergründe mitbrachten, so dass die Begleitung der Arbeitsgruppen sehr aufwändig war.“

Zudem blickte Sabrina Kirschner auf das bis dato Erreichte bei Speak Up! zurück: „Als ich im Januar 2021 ans IDP kam, und die Verantwortung für Speak Up! übernommen habe, hätte ich nie gedacht, dass mit Speak Up! ein so spannendes und wandelbares Format entsteht, das mit der Zeit an den Herausforderungen gewachsen ist und die Chance genutzt hat, ein neues Format der politischen Bildung zu etablieren, in dem Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen und Menschen aus der ostbelgischen Zivilgesellschaft gemeinsam und auf Augenhöhe an den gesellschaftlichen Herausforderungen arbeiten, die mit Fake News und Hate Speech einhergehen. Dass dieses Format nun auch im Ausland große Anerkennung findet, und ich es in diesem Jahr verschiedenen europäischen Institutionen der politischen Bildung vorstellen durfte, macht mich doch ein klitzekleines bisschen stolz! Allerdings war der Weg dahin nicht einfach, denn die politische Bildungsarbeit an der gesellschaftlichen Basis in Ostbelgien birgt einige Herausforderungen. Ein Vorteil, den Tomke und ich haben ist, dass wir durch unsere vorherige Tätigkeit eine grundlegende methodische und didaktische Ausbildung mitbringen und deshalb ein Alleinstellungmerkmal in Ostbelgien haben: Wir entwickeln alle Materialien selbst.“

Im Gespräch mit IDP-Leiterin Tomke Lask, der mit Mitherausgeberin des Buches, entwickelte sich ein lockeres Ping Pong an Fragen. Tomke Lask freute sich beispielsweise, dass die Beiträge der beiden Bücher bereits ihre Anwendung in der Praxis der politischen Bildungsarbeit finden, und stellte das Beispiel von Prinzessin, Prinz und Schurke vor: „Die Anwendung des Dramadreiecks aus der Linguistik auf Märchen, und die Übertragung auf rechtspopulistische Zeitungstexte hat sich als ein wertvolles Instrument zur Entlarvung stereotypen Erzählungen erwiesen.“

Besonders wichtig war den Herausgeberinnen zu betonen, welche Entwicklung Speak Up! in den letzten Jahren genommen hat. Von einem rein ostbelgischen Bündnis zu einem internationalen Innovationslabor. Mittlerweile gebe es regelmäßig Anfragen aus dem deutschsprachigen beziehungsweise europäischen Ausland, um die Arbeit des Speak Up! Labs als Best Practice vorzustellen, das einen sehr niedrigschwellige Zugang zur politischen (Medien-)Bildung bietet und nichtsdestotrotz die Brücke von Wissenschaft, einem wichtigen Pfeiler der politischen Bildung, zur Zivilgesellschaft und der praktischen Anwendung aktueller Forschung schlägt.

Sabrina Kirschner dazu: „In den vergangenen fünf Jahren gab es einen beidseitigen Lernprozess, sowohl auf Planungsseite als auch auf Seiten der Zivilgesellschaft. Insbesondere bei der letzten Tagung hat sich gezeigt, dass die aufwändige Vorbereitung – schließlich entwickeln wir bei Speak Up! und am IDP alle Formate selbst von grundauf – gefruchtet hat, und es sich gelohnt hat, noch mehr an der Passung der Veranstaltung zu arbeiten. Es hieß also an den Schräubchen so zu drehen, dass wir einerseits gewährleistet hatten, dass die Grundprinzipien der politischen Bildung gewahrt blieben und andererseits Anknüpfungspunkte an den Alltag der ostbelgischen Zivilgesellschaft fand.“ Im Buch zeigte sich dies beispielsweise am Format des Fritteninterviews. „die Ostbelgier lieben ihre Fritten und die Frittenbuden und so kam es, dass ich mich mit Teilnehmenden und Vortragenden der ersten vier Speak up! Tagungen auf eine Fritte verabredet habe, damit sie in lockerer Atmosphäre noch mal erzählen, was sie zur Speak Up Tagung beigetragen haben oder was sie mitgenommen haben. Die Themen dabei sind sehr vielfältig, es geht um aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen rund um Fake News und Hate Speech, zu denen der Rechtsruck in Europa, Extremismen, Antisemitismus, Fremdenhass, Bodyshaming oder LGBTQIA*-Themen.“

Auch aus dem Publikum gab es Wortmeldungen, Anwesende aus der Wissenschaft lobten den Perspektivenwechsel, den Speak Up! ermöglicht: Forschung so an den Mann bzw. die Frau zu bringen, dass alles verständlich ist und es einen gesellschaftlichen Mehrwert gibt. Besonders gefreut hat die Herausgeberinnen, dass einige der Ostbelgier*innen, die während der Konferenz eher beobachtend teilgenommen haben, in den Fritteninterviews die Möglichkeit genutzt haben, sich zu Wort zu melden.