Heute starten wir unseren kleinen Rückblick auf die nunmehr zweite interdisziplinäre und internationale #SpeakUpOstbelgien Tagung, die zwischen dem 09. und 14. Oktober im ostbelgischen Lontzen stattfand. Veranstaltet wurde die Tagung vom Eupener Institut für Demokratiepädagogik in Kooperation mit der Vernetzungsstelle Speak Up!

Thematisch ging es um Fake News und Hate Speech als gesellschaftliche Herausforderungen.  Zu den Vortragenden zählten neben Menschen aus der ostbelgischen Zivilgesellschaft auch Fachkräfte sowie Wissenschaftler*innen aus dem In- und Ausland, die sich im Vorfeld um eine Teilnahme bewerben konnten.

Sabrina Kirschner, verantwortlich für die Vernetzungsstelle Speak Up!, schrieb dazu im Sommer auf Instagram: „Obwohl unsere Tagung in diesem Jahr hauptsächlich deutschsprachig ist, haben uns Vorschläge aus sieben Ländern erreicht, nämlich Belgien, Bulgarien, Deutschland, Italien, Österreich, Frankreich und den Niederlanden. Wir am Institut für Demokratiepädagogik bzw. der Vernetzungsstelle Speak Up! haben nun also mehr als 100 Seiten an Abstracts und Lebensläufen zu lesen.  Es wird also […] richtig schwer, eine Auswahl zu treffen“.

Ähnlich äußerte sich IDP-Leiterin, Dr. Tomke Lask: „Es ist ein wichtiges Zeichen für unsere Arbeit, wenn auch eine Nachfolgetagung zu diesem Thema weiterhin so viele Menschen anspricht. Schließlich heißt dies einerseits, dass noch nicht alles zum Thema gesagt wurde, und andererseits dass es weiterhin engagierte Menschen in der Wissenschaft und in der Zivilgesellschaft gibt, die sich um neue Angebote, Analysen und Herangehensweisen bemühen, damit sie als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren möglichst viele Zielgruppen erreichen können“.

Nachdem alle Abstracts gelesen waren, erhielten dann im Spätsommer dann alle Bewerber*innen eine Zu- oder Absage. Dr. Miriam Montag-Erlwein, Historikerin an der Universität Würzburg, freute sich, dass der Bewerbungsprozess stets transparent war und die Rückmeldung zügig erfolgte. 

Im September konnte ein erstes Programm erstellt werden, das durch die COVID-Pandemie noch ein paar Mal durcheinandergewürfelt wurde. “Letzte Corona bedingte Absagen von Vortragenden erfolgten am Samstag Nachmittag, so dass die Arbeitsphasen noch einmal völlig umgeplant werden mussten. Praktischerweise waren fast alle Vortragsslots doppelt besetzt und einige Pandemiebetroffene schickten Aufzeichnungen, so dass die Ausfälle beim Input abgefedert werden konnten. Hier auch noch einmal ein großes Lob an alle Teilnehmenden, die in den Arbeitsphasen in den zusammengeschrumpften Gruppen improvisiert haben”, merkte Sabrina Kirschner an.

Im Spätsommer begann jedenfalls auch Arbeit am Retreat Reader. Dieser, so erklärt Sabrina Kirschner, ist ein Erfolgsmodell der letztjährigen Tagung: „Es handelt sich dabei um ein recht umfangreiches Dokument, in dem alles Wichtige rund um die Tagung aufgelistet wird: Vom Hinweisen zur Anreise zum Tagungsort über das Programm bis hin zu Vorstellungstexten und Kontaktdaten der Tagungsteilnehmer*innen sowie Abstracts zu Vorträgen und Workshops. Das hat u.a. den Vorteil, dass wir uns vor Ort die Vorstellungsrunde sparen und die Zeit sinnvoller nutzen können. Zudem ist es möglich, schon im Vorfeld zu schauen, mit wem man sich unterhalten oder vernetzen möchte. Von den Teilnehmenden des letzten Jahres gab es die Rückmeldung, dass der Conference-Reader noch immer im Einsatz ist, wenn es beispielsweise um die Suche von Referent*innen für Veranstaltungen oder Projektpartner*innen geht“.

Auch der diesjährige Reader stiess auf Anklang: “Der Reader war die ideale Vorbereitung während der Zugfahrten, um sich mit den individuellen Hintergründen und Zugängen der anwesenden Kolleg*innen schon vor der Tagung vertraut zu machen. Vom Programm der Tagung bis hin zu praktischen Tipps zur Anreise – die Fülle an Informationen war sehr hilfreich”, meinte Retreat-Teilnehmer Michael Fasching von der Universität Graz.
“Ich kann mich Michaels Ausführungen nur anschließen. Auch die anderen Auskünfte rund um den Tagungsort sowie die Gruppen und das Etherpad waren sehr hilfreich. Auf meiner langen Zugfahrt konnte ich mich damit sehr gut auf die Tagung vorbereiten”, fügte Mariam Montag-Erlwein hinzu.
Isabella Ferron, Forscherin an der Universität Modena und Reggio Emilia freute sich, dass im Reader bereits Abstracts, also kurze Zusammenfassungen der Vorträge und Workshops, abgedruckt waren und zeigte sich vom sehr hohen Niveau der ausgewählten Vortragenden beeindruckt.

Wichtig war es den Veranstalter*innen allerdings auch, nicht nur Transparenz über das geplante Programm zu schaffen, sondern auch das Feedback der letztjährigen Tagungteilnehmer*innen aufzunehmen, was sie auch in ihrer Pressemitteilung unterstrichen. Während sich im letzten Jahr einige Interessent*innen beklagten, dass die Veranstaltung ihr Zeitbudget sprengte, sollte es in diesem Jahr für Menschen aus der ostbelgischen Zivilgesellschaft und angrenzenden Euregio möglich sein, auch nur tageweise an der Veranstaltung teilzunehmen. Dazu wurden die ausgewählten Vorträge und Workshops in Thementage geclustert, die so als Weiterbildung besuchbar waren. Am Montag stand der Thementag politische Bildung auf dem Programm, am Dienstag ging es um Medien- und Informationskompetenz, am Mittwoch folgte der Aktionstag Speak Up! macht Schule, der insbesondere Lehrpersonen ansprechen sollte, und am Donnerstag wurde die Hate Speech Thematik beleuchtet. Der abschließende Freitag war dem Bereich der Politik gewidmet.

Ein weiterer Kritikpunkt im letzten Jahr war das Essen, insbesondere die Vegetarier*innen und Veganer*innen sahen beim Mittag- bzw. Abendessen Luft nach oben. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht, die diesjährige Tagung hat das gemeinsame Kochen – auch landestypischer Spezialitäten –  als Networking Aktivität aufs Programm gesetzt. So wurde auch dem Kritikpunkt Rechnung getragen, dass es im vergangenen Jahr zu wenig Zeit für den informellen Austausch gab. Miriam Montag-Erlwein, die aus Bayern nach Ostbelgien gereist war, merkte an “Auch das Eingehen auf die Vegetarier, Veganer sowie Allergiker war sehr aufmerksam und durchdacht!”

Die Veranstalterinnen vom Institut für Demokratiepädagogik und der Vernetzungsstelle Speak Up! freuten sich jedenfalls darüber, dass sich rund 50 Teilnehmende aus (Ost)Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und Österreich in Lontzen zur zweiten interdisziplinären und internationalen Speak Up! Tagung, dem Speak Up! Retreat zum Thema Fake News und Hate Speech als gesellschaftliche Herausforderungen angekündigt hatten, worüber auch das Grenzecho im Vorfeld der Tagung berichtete.  
Im Vorfeld der Tagung berichteten allerdings nicht nur die Medien, sondern einige der Vortragenden und Teilnehmenden über ihre Vorbereitungen für das Retreat. Passende Hashtags – nämlich #SpeakUpRetreat und #SpeakUpOstbelgien wurden übrigens im Vorfeld über den Retreat Reader kommuniziert.

Während des Retreats an sich wurde eher weniger bei Instagram gepostet und getwittert, was an sich ein gutes Zeichen ist, da alle den Vorträgen lauschten, aktiv an Workshops teilnahmen, oder sich in Diskussionen und Arbeitsgruppen einbrachten.




















Für das Eupener Institut für Demokratiepädagogik und die nunmehr internationale Vernetzungsstelle Speak up!, die aus dem gleichnamigen ostbelgischen Bündnis hervorgegangen ist, sind Institut für Demokratiepädagogik-Leiterin Dr. Tomke Lask und IDP-Referentin Sabrina Kirschner, die die Vernetzungsstelle Speak Up! leitet, am 1. Oktober 2022 per Bahn in die tschechische Hauptstadt gereist, wo sie am Folgetag nachmittags eintrafen. Schließlich wurden sie vom Jugendbüro der Deutschsprachigen Gemeinschaft, der Nationalen Agentur Erasmus+ ausgewählt, um an einer englischsprachigen Erasmus+ Transnational Cooperation Activity (TCA) zum Thema „Media literacy as a key skill for modern life“ teilzunehmen, die von der Czech National Agency for International Education and Research, Dům zahraniční spolupráce – DZS, organisiert wurde.

Sabrina Kirschner freute sich sehr über die Möglichkeit, an der TCA teilzunehmen: „Der Ausschreibungstext, der u.a. auf Phänomene, wie Fake News und Desinformation einging und in Aussicht stellte, best practices kennenzulernen und neue Projektideen zu entwickeln, überzeugte mich. Die Möglichkeit, neue Kooperationspartner*innen zu finden und die eigene ostbelgische Arbeit bekannter machen zu können sowie möglicherweise Inspiration für ein erstes eigenes Erasmus+ Projekt zu finden, waren das Hauptmotiv für (m)eine Teilnahme.“   

Nachdem am Montag Kennenlernaktivitäten und Präsentationen rund um das Erasmus+ Programm bzw. zu Musterprojekten aus der Tschechischen Republik auf dem Programm standen, fand am Abend eine Stadtführung statt, bei man nicht nur Land und Leute kennenlernen, sondern auch mit anderen Teilnehmenden Projektideen schmieden konnte.

Der Dienstag stand ganz im Zeichen des Netzwerkens und der Entwicklung von Projektideen für Erasmus+. Am Morgen wurden erste Ideen in zufällig nach Geburtsmonat zusammengewürfelten Gruppen entwickelt. Tomke erarbeitete u.a. gemeinsam mit Teilnehmenden aus Deutschland, Griechenland und Lettland Konzepte, Sabrina landete so in einer Arbeitsgruppe mit Lehrkräften aus Griechenland, Malta, Norwegen und Litauen.

Am Nachmittag stand die Arbeit in selbstgewählten thematischen Gruppen auf dem Programm, die am Folgetag fortgesetzt werden sollte. Abends fand dann eine Bootsfahrt auf der Moldau statt, die dem Networking mit Teilnehmenden diente, zu denen man zuvor weniger Kontakt hatte.

Der abschließende Mittwoch war dann für die Präsentation der erarbeiteten Ideen und Konzepte gedacht. IDP-Leiterin Dr. Tomke Lask war dabei gemeinsam mit Mirja Karjalainen-Väkevä aus Finnland, Elise Ellul aus Malta, Kataryzna Oklesińska aus Polen sowie Tereza Gvoždiáková und Sabina Fejsáková aus Tschechien in der Projektgruppe „Getting MAD! – Media Arts Digital“ vertreten und hat die Arbeitsergebnisse ihrer Gruppe vorgetragen. Gleiches galt für Sabrina Kirschner, die gemeinsam mit Marianne Hagelia von der Høgskolen i Østfold  in einer Teilarbeitsgruppe zu „Training teachers to train“, überlegt hatte, wie man Lehrpersonen und Multiplikator*innen derart schulen kann, dass sie kritische Medien- und Informationskompetenz fächerübergreifend vermitteln können. Ergebnis war eine Präsentation zum Thema Developing Curricula to qualify Educators in Critical Media Literacy. Marianne und Sabrina wollen nun ihre Idee weiter ausbauen und in ihrem Netzwerk nach Mitstreiter*innen suchen, u.a. auf der am kommenden Sonntag beginnenden Speak Up! Tagung, wo es einige Teilnehmende gibt, die sich im (Hoch)Schulumfeld mit Medien- & Informationskompetenz zur Prävention von Fake News und Hate Speech befassen. Wir sind gespannt, was daraus wird!

Nach den Präsentationen war es Zeit, sich zu verabschieden und sich auf den doch recht langen Heimweg zu begeben. IDP-Leiterin Dr. Tomke Lask resümierte: „Menschen aus ganz Europa zu treffen, um über neue Projekte anzugehen und sich über bestehende und zukünftige Erasmus+ Projekte auszutauschen war sehr gewinnbringend“.

Medien- und Informationskompetenz sind jedenfalls am IDP und bei Speak Up! wichtige Themen und gerade deshalb haben wir uns sehr gefreut, in Prag die Chance gehabt zu haben, uns mit Lehrpersonen aus Belgien (Flandern), Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Griechenland, Lettland, Litauen, Malta, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden und Tschechien auszutauschen, mehr über ihre best practices zu erfahren und gemeinsam Projektpläne zu schmieden…

An dieser Stelle herzlichen Dank an Chantal Pierlot vom Jugendbüro für die äußerst professionelle Begleitung in der Vorbereitungsphase!

Wir sind nun gespannt, was die Zukunft bringt!

Vom 09. – 14. Oktober 2022 veranstaltet das Institut für Demokratiepädagogik gemeinsam mit der Vernetzungsstelle Speak Up! auf Hof Luterberg in Lontzen die zweite internationale und interdisziplinäre Speak Up! Tagung, für die sich Interessierte aus (Ost)Belgien, Deutschland und Luxemburg angemeldet haben. Speak Up! ist eine internationale Vernetzungsstelle, die im Sommer 2022 aus dem gleichnamigen ostbelgischen Bündnis hervorgegangen ist und dessen Ziele fortsetzt. Nämlich, innerhalb der Gesellschaft zu einem reflektieren Umgang mit Fake News und Hate Speech anzuregen und Handlungsoptionen aufzuzeigen.

Institutionelle Mitglieder der Vernetzungsstelle  sind neben den Speak Up! Gründungsmitgliedern, dem Institut für Demokratiepädagogik (IDP), Wegweiser Ostbelgien, Kaleido und dem Medienzentrum auch weitere Institutionen und Initiativen, mit denen die Vernetzungsstelle seit der ersten Speak Up! Tagung kooperiert, darunter: aus Ostbelgien beispielsweise Jugendinfo und die Verbraucherschutzzentrale, aus Deutschland das das Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der TU Dresden, die Fachstelle Extremismusdistanzierung oder die Meldestelle „REspect! Gegen Hetze im Netz“ der Jugendstiftung Baden-Württemberg.

Sabrina Kirschner vom Institut für Demokratiepädagogik, die die Vernetzungsstelle Speak Up! leitet, umreißt das Konzept der zweiten Tagung: „Mit erfahrenen Menschen aus der Praxis, innovativen Wissenschaftler*innen und engagierten Vertreter*innen der ostbelgischen Zivilgesellschaft – darunter, was mich sehr freut, auch einige, die im vergangenen Jahr schon dabei waren – möchten wir auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse wieder praktische und anwendungsorientierte Formate zum Umgang mit Fake News und Hate Speech entwickeln, die wir in unserem (Berufs-)Alltag bzw. im Ehrenamt nutzen können. Dabei knüpfen wir an das an, was sich bei der ersten Tagung bewährt hat. Wir freuen uns wieder auf spannende Inputvorträge und Workshops, brainstormen gemeinsam in einem Worldcafé und haben wieder interdisziplinäre und internationalen Kleingruppen eingerichtet, in denen ein Austausch auf Augenhöhe stattfindet und Ideen und Konzepte geschmiedet werden. Neu sind hingegen Formate, wie ein Design-Sprint bzw. Planspiele. Ebenso ist der Tagungsort neu, nämlich ein Selbstversorgerhaus in Lontzen. So steht dann dieses Jahr auch der Austausch und das Netzwerken an ungewöhnlichen Orten  auf dem Programm: beim gemeinsamen Zubereiten der Mahlzeiten in der Küche, beim morgendlichen Jogging oder eben bei einem Spaziergang durch die idyllische ostbelgische Landschaft.“

Das Interesse für die deutschsprachige Veranstaltung war jedenfalls sehr groß. Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen aus den Belgien, Bulgarien, Deutschland, Italien, Österreich, den Niederlanden und sogar der aus dem französischen Übersee-Département Réunion haben sich um eine Teilnahme an der Tagung beworben, weil sie über aktuelle Forschung und Projekte zu Fake News und Hate Speech mit der ostbelgischen Zivilgesellschaft ins Gespräch kommen wollen. Ausgewählt wurden letztendlich 22 von ihnen, die nun auch gemeinsam mit Vertreter*innen der ostbelgischen Zivilgesellschaft innovative Konzepte zum Umgang mit Fake News und Hate Speech erarbeiten und ausprobieren werden.

IDP-Leiterin Dr. Tomke Lask betonte: „Das Team des IDPs war auch in diesem Jahr über das Interesse, das unserem Aufruf entgegengebracht wurde, sehr positiv überrascht. Auch über das gestiegene ostbelgische Interesse an der Thematik haben wir uns sehr gefreut“. 

Das Programm finden Sie hier: Programm Speak Up! Lontzen