Nach vier Tagungen und der Arbeit an zwei Büchern hat sich Speak Up! weiterentwickelt. Speak Up! hat sich über die ostbelgischen Grenzen hinaus einen Namen gemacht als innovatives Labor, in dem neue Formate der politischen (Medien-)Bildung entwickelt, reflektiert und optimiert werden. Dazu zählen u.a. die interaktive Performance oder die Stadtrallye, die verschiedenen World Cafés, aber auch die Arbeitsgruppen, die Menschen aus der Zivilgesellschaft mit Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen vernetzt und auf Augenhöhe zusammengebracht haben. Insbesondere während der vierten Tagung wurden unter dem Motto Fake News, Hate Speech und ich? auch noch einmal die eigene Wahrnehmung der Umgang mit Fake News und Hate Speech in den Fokus gestellt. Erfahrungen wurden reflektiert, Handlungsstrategien erarbeitet und Anlaufstellen benannt.

Zwischenzeitlich kam dann die Idee auf, dem Netzwerk der Vernetzungsstelle einen passenderen Namen zu verpassen, der den innovativen und interdisziplinären Charakter der innovativen Laborarbeit besser widerspiegelt und auch international verständlicher ist.

Sabrina Kirschner, die das Speak Up! Lab leitet, dazu „Den passenden Namen gab es eigentlich schon, denn nach der zweiten Tagung haben wir angefangen, im Speak Up! Lab zu arbeiten. Oft verbindet man mit einem Labor meist Menschen in weißen Kitteln, die mit explosiven Dingen hantieren. Zugegebenermaßen gibt es das bei uns nicht. Aber wir hantieren eben mit Themen, die eine große gesellschaftliche Sprengkraft haben: Fake News und Hate Speech, bzw. weiter gefasst verschiedene Formen von Diskriminierung. In unserem Labor gibt auch keine Petrischalen, in den wir etwas züchten oder Reagenzgläschen, in den wir Dinge zusammenmischen. Am ehesten könnte man davon sprechen, dass wir uns einige gesellschaftliche Prozesse unter dem Mikroskop anschauen. Das ist eben auch ein sehr wichtiger Pfeiler der politischen Bildung. Denn nur wenn wir wissen, wo gerade der Schuh drückt, können wir selbst auch passende Formate entwickeln.“

Anlässlich des Internationalen Tags der Demokratie, der am 15. September begangen wird, blicken wir auf die Aktionstage Politische Bildung 2025 zurück.

In diesem Jahr gab es ein Jubiläum zu feiern: Zum zwanzigsten Mal fanden die Aktionstage Politische Bildung statt.

Sabrina Kirschner, Abteilungsleiterin politische (Medien-)Bildung am IDP, die für die Organisation der diesjährigen Aktionstage verantwortlich war, umreißt das Konzept: „Bei den Aktionstagen politische Bildung geht es darum, die Vielfalt der politischen Bildung aufzuzeigen und neue Impulse für eine engagierte und informierte Gesellschaft zu setzen. Den Begriff der politischen Bildung haben wir dabei bewusst äußerst weit gefasst, um eine Vielzahl von Veranstaltungen anbieten zu können und noch mehr Raum und  für Austausch, Reflexion und aktive Teilhabe zu bieten.“

Dazu gehörten nicht nur Wanderungen, sondern auch Vorträge, Workshops, Diskussionen und Theaterinstallationen und nicht zuletzt Gedenkfeiern und gemeinsames Frühstücken. Rund ein Dutzend Organisationen beteiligten sich und schufen Räume für Austausch, Reflexion und Teilhabe.

Vor knapp einem Jahr war Sabrina Kirschner auf Einladung des Retzhofs in der Steiermark und hat dort nicht nur einen Vortrag gehalten und Workshop gegeben, sondern sich auch weiter mit den dortigen Mitgliedern eines lokalen Erasmus+ Konsortiums vernetzen können. Gemeinsam wurden erste Projektideen geschmiedet, die später in die Anfrage mündeten, gemeinsam mit Kooperationspartner*innen des Retzhofs eine Projektidee zu erarbeiten, und diese für ein Erasmus+ Projekt einzureichen.

Auch wenn wir in den letzten Jahren mehrfach Anfragen aus dem Ausland für die Zusammenarbeit in Erasmus+ Projekten abgelehnt haben, waren wir dieses Mal an Bord. Sabrina Kirschner, die die Antragsstellung für das IDP begleitete, dazu: „Nachdem ich den Retzhof und sein herzliches, engagiertes Team während meines Aufenthalts in der Steiermark kennengerlernt hatte, war ich sicher, dass eine Projektzusammenarbeit passen würde. Einerseits stimmte es menschlich und andererseits ist das Thema natürlich sehr anschlussfähig an Ostbelgien und unsere Arbeit am IDP bzw. im Rahmen von Speak Up! Denn politische Medienbildung und die Digitalisierung in eher geprägten ländlichen Gebieten für ältere Mitbürger*innen greifbarer zu machen, ist natürlich eine spannende Angelegenheit für Ostbelgien, mit dem wir auch am IDP neue Wirkungsräume erschließen können.“

Seit Juni 2024 ist das Eupener Institut für Demokratiepädagogik (IDP) Projektpartner in einem auf zwei Jahre angelegten Erasmus+ Projekt. Gemeinsam mit der StädteRegion Aachen, die den Projektantrag in Deutschland eingereicht hat, erarbeiten die Mitarbeiterinnen des IDP verschiedene Formate zum Oberthema Euregionale Demokratiebildung und Erinnerungsarbeit konzipieren. Aus diesem sperrigen Namen leitet sich auch das Projektakronym EDE ab.
EDE befasst sich mit den Chancen und Herausforderungen der grenzübergreifenden Kooperationen im Bereich der historisch-politischen Bildung. Im Zentrum des Projekts steht eine Bestandsaufnahme und Analyse vorhandener Angebote im Bereich der (historisch-)politischen Bildung beider Institutionen.

Am Bushof

„Faschismus wird nicht erkannt, weil wir insgeheim damit rechnen, dass sich am Ende der Demokratie irgendwie die Filmmusik verändert. Der Himmel sich bedrohlich grau zuzieht. Dass Banner ausgerollt werden. Aber das passiert nicht. Wenn der Faschismus kommt, scheint noch immer die Sonne. Die Vögel singen. Sie gehen zur Arbeit. Alles ist normal. Nur trans Menschen verlieren ihre Rechte. Und Asylsuchende. Und Immigranten. Und Behinderte. Und Muslime. Und Juden. Und linke Journalisten. Und dann andere Journalisten. Und ich. Und Sie. Und niemandem ist mehr klar, wann es eigentlich zu spät wurde.“

Gerade deshalb ist es wichtig, sich mit Rechtsextremismus auseinanderzusetzen.