Rund 16 Menschen aus der belgischen Zivilgesellschaft, die beruflich und/oder ehrenamtlich in öffentlichen Einrichtungen, im Bildungsbereich oder VoGs arbeiten waren zu Gast am IDP, um am Workshop Irgendwas mit ‚Soziale Medien‘ teilzunehmen, gemäß Untertitel Ein praxisnaher Workshop für alle, die beruflich oder ehrenamtlich in VoGs oder bildungsnahen Einrichtungen Soziale Medien betreuen bzw. nutzen (müssen).

Dies war umso bemerkenswerter, als dass hochsommerliche Temperaturen herrschten und am Nachmittag das Belgienspiel bei der Fußball EM anstand…
Im restlos ausgebuchten Workshop (für diejenigen, die auf der Warteliste standen, wird der Workshop noch einmal angeboten) hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich im geschützten Raum über die Herausforderungen auszutauschen, die mit der Einrichtung und Pflege von Social Media Accounts einhergehen.

Sabrina Kirschner, am Institut für Demokratiepädagogik für den Bereich der politischen (Medien-)Bildung und die Vernetzungsstelle Speak Up! zuständig, hatte dazu einen mehrstündigen Workshop geplant, bei dem interaktive Vortragsphasen mit der Arbeit in verschiedenen Kleingruppen abgewechselt haben.

Gestartet sind die Teilnehmenden mit einer Vorstellungsrunde, bei der auch ein Lied gefragt war, um die derzeitige Stimmungslage anzuzeigen. Die Songs wurden auf Klebezettelchen an die Tür gepinnt und dienen im Fortsetzungsworkshop als Inspiration für zu erstellende Instagram Beiträge. Von klassischen Beatles (With a little help from my friends und Here comes the sun) und Queen Songs (We will rock you!) über den Nana Mouskouri Klassiker Guten Morgen Sonnenschein bis zum gerade zur EM-Zeit aktuellen On met la patate waren alle Musikstile vertreten.

Zunächst stand ein Überblick über die Sozialen Medien an, die es derzeit auf dem Markt gibt. Welche Sozialen Medien sind bekannt? Welche werden beruflich bzw. privat genutzt? In einer interaktiven Kleingruppenarbeit haben sich die Teilnehmenden dann über die jeweiligen Zielgruppen von verschiedenen Sozialen Medien ausgetauscht und diese mit ihren eigenen Zielgruppen abgeglichen und überlegt, ob alles zusammenpasst. Abschließend standen dann die sog. Insights auf dem Programm, mit denen man einen Einblick bekommen, wie sich die eigene Social Media Community zusammensetzt.

Auch wenn während des Workshops einige leckere Kekse gegessen wurden, mussten sich die Teilnehmenden auch mit (Online-)Cookies und ihrer Funktion kritisch auseinandersetzen. In Zukunft werden einige sicherlich ‚Nein‘ sagen, wenn sie im Internetbrowser virtuelle Kekse angeboten bekommen. Denn obwohl viele Soziale Medien auf den ersten Blick kostenfrei sind, so sind sie nicht umsonst, da man mit seinen persönlichen Daten bezahlt.

Ein weiteres Thema, das die Teilnehmenden im Workshop beschäftigt hat, waren die Algorithmen. Was machen Algorithmen denn genau? Warum sollte ich sprachgesteuerte Assistenzprogramme nur mit Vorsicht benutzen? Und wie wirkt sich personalisierte Werbung auf das aus, was wir im Feed bei Facebook, Instagram etc. sehen? Gemeinsam wurde wir anschließend auch darüber gesprochen, wie man den Algorithmus auch für eigene Zwecke, sprich die Social Media Arbeit, beeinflussen kann.

Der folgende Themenblock hat sich mit der Auswahl von Bildern für die Sozialen Medien und die damit verbundenen Fallstricke befasst.
Da das Thema auch anhand von konkreten Beispielen aus Ostbelgien behandelt wurde, sah man bisweilen erschrockene Gesichter im Publikum. Gerade weil es nicht darum ging, die entsprechenden Bildungseinrichtungen und VoGs bloßzustellen, sondern aus deren Fehlern zu lernen, waren doch alle Teilnehmenden froh, dass detailliert einzelne Beispiele besprochen wurden, so dass die dortigen Fehler zukünftig vermieden werden können.
Konkret ging es beispielsweise um Fragen der Gleichbehandlung bei Posts der politischen Bildung (unliebsame Personen kann man nicht einfach rausschneiden, keine Werbeposts für einzelne Politiker*innen, erst recht nicht in der Wahlwoche …), Text-Bild-Scheren (Warum poste ich keine grinsenden Selfies, wenn ich in einer NS-Gedenkstätte bin?), Kennzeichnung als Werbeposts wenn in Kooperation mit einem Sponsor ein Gutschein verlost wird etc.

Auch das Einholen von Fotoerlaubnissen und Lizenzen sowie korrekte Bildnachweise waren ein Thema, das die Teilnehmenden bewegt hat, zumal viele Einrichtungen und VoGs ja auch mit sensiblen Gruppen, wie Kindern, Jugendlichen, alten Menschen und nicht zuletzt auch Geflüchteten arbeiten.

Das neu erworbene theoretische Wissen konnten alle Teilnehmenden dann in einer Kleingruppenarbeit erproben, auch hier kamen wieder die mitgebrachten Smartphones zum Einsatz, denn die Beispielfotos waren hinter QR-Codes hinterlegt. Anhand von frei nutzbaren Fotos mit entsprechender CC-Lizenzierung tauschten sich die Teilnehmenden darüber aus, welche Fotos man lieber nicht posten sollte.

Bei der gemeinsamen Diskussion der Arbeitsergebnisse gab es dann auch den einen oder anderen herzhaften Lacher, weil sich schnell alle einig waren, das man als Lehrperson lieber keine Fotos im freizügigen Bikini oder in der Badehose posten sollte, erst recht nicht mit den eigenen Schüler*innen auf dem Arm, oder das es auch Sinn macht, Aspekte der Sicherheit zu beachten, wenn man beispielsweise mit Pfadfinder*innengruppen unterwegs ist und eine Rafting Tour unternimmt oder Äste fürs Lagerfeuer zurechtschneidet. Auch am Beispiel der Landfrauen wurde klar, was ein gutes Social Media Foto von der Bewerbung für die nächste Runde ‚Bauer sucht Frau‘ unterscheidet.

Fest steht jedenfalls: in Zukunft werden die Teilnehmenden mit einem kritischeren Auge auf die Sozialen Medien-Nutzung in ihrem Umfeld schauen und den einen oder anderen Aspekt auch bei ihren eigenen Posts berücksichtigen.

Die Evaluation – hier mit klassischen roten und grünen Zettelchen – und einige Rückmeldungsmails der Teilnehmenden haben gezeigt, dass im Bereich der Sozialen Medien in Ostbelgien noch sehr viel Potential besteht…

Workshopleiterin Sabrina Kirschner hat sich schon bereit erklärt, nicht nur den Workshop noch einmal für diejenigen auf der Warteliste anzubieten, sondern auch einen Folgeworkshop, bei dem dann die Themen besprochen werden können, die aus Zeitgründen leider bei diesem Workshop auf der Strecke geblieben sind.