Politische Bildung

Politische Bildung ist ein besonderer Bereich der Bildung, der Menschen in den verschiedensten Lebensphasen und an den verschiedensten Orten dabei unterstützt, das gesellschaftliche und politische Leben besser zu verstehen und aktiv mitzugestalten. Dabei geht es nicht einfach um irgendeine beliebige Form von Schulbildung, Erwachsenenbildung oder Bildung im Allgemeinen, sondern um gezielte und geplante Maßnahmen, die Wissen und Kompetenzen vermitteln, damit Menschen politische Zusammenhänge erkennen, reflektieren und beurteilen können.

Kompetenzen für eine demokratische Kultur

Um zu verdeutlichen, welche Kompetenzen dies sein können, nutzen wir am IDP gerne den sog. Schmetterling des Europarats, der Kompetenzen für eine demokratische Kultur visualisiert.

Quelle: Europarat: Kompetenzen für eine demokratische Kultur. Gleichberechtigtes Zusammenleben in kulturell unterschiedlichen demokratischen Gesellschaften. Strasbourg 2018, S. 11.

Das Ziel politischer Bildung ist es, dass jeder Mensch versteht, wie politische Prozesse ablaufen und wie er oder sie sich daran beteiligen kann – zum Beispiel durch Wahlen, Diskussionen oder Engagement in Initiativen der Zivilgesellschaft. Politische Bildung will niemanden bevormunden oder zu einer bestimmten Meinung drängen. Im Gegenteil: Sie soll dazu anregen, sich mit unterschiedlichen Sichtweisen auseinanderzusetzen und sich eine eigene Meinung zu bilden bzw. verschiedene Zusammenhänge zu beurteilen und zu wissen, wie und an welcher Stelle man sich selbst einbringen kann. 

Der Beutelsbacher Konsens

Gerade in den deutschsprachigen Ländern gibt es bestimmte anerkannte fachliche Prinzipien politischer Bildung, die eine berufsethische Grundlage bilden. Das ist wichtig, um beispielsweise politische Bildung von interessengeleitetem Aktivismus unterscheiden zu können. Ein besonders wichtiges Prinzip ist dabei der Beutelsbacher Konsens, der drei Grundprinzipien festhält – hier in Kurzform:

 

  • 1. Überwältigungsverbot

    Niemand darf mit einer bestimmten Meinung „überrumpelt“ werden, denn das wäre Indoktrination. Politische Bildung zielt nämlich darauf ab, dass Menschen in die Lage versetzt werden, sich selbstständig ein eigenes Urteil bilden zu können.

  • 2. Kontroversitätsgebot

    Was in der Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch in Formaten der politischen Bildung als kontrovers dargestellt werden. Nur so wird verhindert, dass einseitige Sichtweisen und Indoktrination entstehen. Diejenigen, die politische Bildung machen, sollen verschiedene wissenschaftliche und politische Standpunkte aufzeigen, unabhängig von ihrer eigenen Meinung.

  • 3. Zielgruppenorientierung

    Die Bildungsangebote sollen so gestaltet sein, dass die Teilnehmenden lernen, ihre eigene politische Situation und ihre eigenen Interessen zu verstehen und Wege zu finden, diese Interessen in die Politik einzubringen.

Die Landeszentrale für politische Bildung NRW hat einen kurzen Erklärfilm entwickelt. Zudem hat die Bundeszentrale für politische Bildung den  kompletten Text im Wortlaut veröffentlicht.

Überparteilichkeit

Politische Bildung ist nicht das Gleiche wie Politik selbst. Sie muss überparteilich sein – das bedeutet, dass keine Partei bevorzugt oder benachteiligt wird.

Grundsätzlich dürfen die Interessen derjenigen, die politische Bildung machen, nicht dazu führen, dass sie einseitig oder aktivistisch auftreten. Politische Bildung kann daher manchmal auch unbequem sein, weil sie dazu anregt, sich mit Meinungen auseinanderzusetzen – auch mit solchen, die von der eigenen Sichtweise abweichen. Das ist aber wichtig, damit Menschen in einer Demokratie mitreden, mitentscheiden und Verantwortung übernehmen können.

Politische Medienbildung

Ein besonders junger Zweig der politischen Bildung ist die politische Medienbildung. Derzeit entstehen in verschiedenen Arbeitskreisen zentrale Positionspapiere (LpBs, GMK), die dem neuen Feld einen Rahmen geben und sich Gedanken darüber machen, wie man die Kompetenzen, die in der Medienbildung wichtig sind, mit jenen verknüpfen kann, die in der politischen Bildung zentral sind.

Politische Medienbildung kann man demnach als Verbindung von politischer Bildung und Medienbildung beschreiben, die Menschen dazu befähigen soll, sich in einer zunehmend digitalisierten und mediatisierten Gesellschaft kritisch, selbstbestimmt und aktiv an politischen Prozessen zu beteiligen. Sie geht über klassische Medienkompetenz hinaus, indem sie nicht nur den Umgang mit Medien vermittelt, sondern auch die politischen, gesellschaftlichen und technischen Dimensionen des Medienwandels reflektiert.

Quelle: Landeszentralen für politische Bildung: Positionspapier Politische Medienbildung. April 2022