Heute setzen wir den Rückblick auf die zweite interdisziplinäre und internationale #SpeakUpOstbelgien Tagung, die zwischen dem 09. und 14. Oktober 2022 im ostbelgischen Lontzen stattfand, fort.
Veranstaltet wurde die Tagung vom Eupener Institut für Demokratiepädagogik in Kooperation mit der Vernetzungsstelle Speak Up! Thematisch ging es an fünf Thementagen (Montag: politische Bildung, Dienstag: Medien- und Informationskompetenz, Mittwoch: Speak Up! macht Schule, Donnerstag: Hate Speech, Freitag: Politik) um Fake News und Hate Speech als gesellschaftliche Herausforderungen.
Zu den Vortragenden zählten neben Menschen aus der ostbelgischen Zivilgesellschaft insbesondere Fachkräfte sowie Wissenschaftler*innen aus dem In- und Ausland, die sich im Vorfeld um eine Teilnahme bewerben konnten, wie sich hier nachlesen lässt.
Zentral war auch in diesem Jahr: Während des Retreats sollten sich alle Teilnehmenden auf Augenhöhe begegnen und miteinander ins Gespräch kommen bzw. voneinander lernen können. Anders als bei klassischen wissenschaftlichen Tagungen gb es deshalb kein Namensschild mit Titeln, Namen und Institution, sondern einen Aufkleber fürs Oberteil, auf den die Teilnehmenden ihren Vornamen geschrieben haben. Und noch einen Unterschied zu klassischen wissenschaftlichen Tagungen gab es am Dienstag: Alle Vortragenden am Thementag zur Medien- und Informationskompetenz waren Frauen!
Den Anfang machten Lydia Roth und Isabel Schlosshauer von den Bücherhallen Hamburg. In der Morgen-Session stellten sie den Workshop von #dubisthier zum Thema Hass im Netz vor. Parallel dazu trug Anne Lohe, Bibliothekarin und Lektorin für Geschichte bzw. Sozialwissenschaften in der Stadtbibliothek Aachen, vor. Bei ihr ging es um „Die FakeHunter – das Planspiel zur Vermittlung von Internetkompetenz Medienkritik für die Unterstufe der Sekundarschule und die FakeHunter Junior für die Mittel- und Oberstufe der Primarschule“. Sie konnte mit dem Planspiel, das vor Ort ausprobiert wurde, vor allem die anwesenden Lehrpersonen begeistern, die mit der engagierten Bibliothekarin im Anschluss an den Vortrag über lokale Anpassungs- und fortwährende Aktualisierungsmöglichkeiten diskutierten.
Insbesondere ein Erklärfilm zu FakeHunter Junior fanden die Zuhörenden spannend, wie Michael Fasching von der Uni Graz betonte: „Ein großartiges Video, das sich auch gut für den Schulunterricht für junge Schüler*innen eignet. Eine einfache Erklärung, was Fake News sind und wie man sie erkennen kann. Toll gemacht.“ Auch das Eupener Medienzentrum zeigte Interesse am Planspiel. Medienzentrumsmitarbeiterin Gaby Zeimers erkundigte sich danach, ob und wie man das Planspiel nach Ostbelgien holen kann. Spannend war jedenfalls, dass während der Sessions Menschen mit verschiedenen fachlichen Hintergründen ins Gespräch kamen und vom gemeinsamen Austausch, der sich auch über das Mittagessen, das unter dem Motto Taco Tuesday stand, zog.
Während der Mittagspause stand für Institut für Demokratiepädagogik-Referentin Sabrina Kirschner, die die Vernetzungsstelle Speak up! leitet, noch ein Interview mit 100,5 DAS HITRADIO an. Im Interview befragte sie der Moderator über Tipps zum Umgang mit Hate Speech. Sabrina verwies dabei natürlich auch auf die Arbeit der Meldestellen, die am Donnerstag eine prominentere Rolle beim Retreat spielen sollten.
Auch in der Nachmittags-Session gab es je ein Angebot zu Fake News und Hate Speech. Isabel Schlosshauer und Lydia Roth von der den Bücherhallen Hamburg stellten den Transfer-Leitfaden aus dem Projekt „#dubisthier – Mit Zivilcourage gegen Hass im Netz“ vor, während Anne Lohe einen weiteren Fake Hunter Workshop gab und auch darauf hinwies, das Biblio- und Mediotheken eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz spielen können und sollten.
Die Aachener Bibliothekarin wurde übrigens über Twitter auf das Retreat aufmerksam und war gleich Feuer und Flamme. Auf Twitter, so Anne Lohe, „folge ich privat seit einigen Jahren Bibliotheken, Fachleuten aus der histocamp Community und anderen. Durch welche Algorithmen auch immer, in der Timeline war auf einmal von einer Tagung in Eupen, wenige Kilometer von Aachen entfernt, gegen Fake News und Hate Speech die Rede. Das interessierte mich, denn die Stadtbibliothek Aachen hatte bereits Erfahrungen mit Workshops zur Vermittlung von Grundkompetenzen zum Erkennen von Fake News gemeinsam mit dem Euregionalen Medienzentrum sammeln können. Das ist durch den Medienkompetenzrahmen NRW abgedeckt.“ Anne Lohe berichtete auch ihren Kolleg*innen über Speak Up! und die Tagung, was dazu führte, dass sich die Stadtbibliothek Aachen der Vernetzungsstelle anschloss und die Informationen in ihrem beruflichen Netzwerk streute. Schlußendlich wurden auch die Bücherhallen Hamburg und die Bibliotheksfachstellen auf die ostbelgische Initiative aufmerksam und bewarben sich – wie im Falle der Hamburger Bücherhallen – um eine Teilnahme bzw. meldeten sich als Teilnehmende für das Retreat in Lontzen an.
Am späten Nachmittag wurden dann die Teilnehmer*innen selbst aktiv, nachdem kurz zuvor ein Gruppenfoto aufgenommen wurde – das sich auch in der Galerie findet – , tauschten sich die Teilnehmenden in internationalen und interdisziplinären Arbeitsgruppen zum Thema „Meine best practice. Eigene Erfahrungen im beruflichen Umgang mit Fake News und Hate Speech teilen“ aus und stellten ihre Arbeitsergebnisse zur Diskussion.
Abschließend wurde ein kurzen Rückblick auf den Tag gewagt. IDP-Leiterin Dr. Tomke Lask freute sich über den Austausch, der eindeutig zeigte, dass eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit dringend angeraten ist, auch um schon bestehende Angebote effektiver an Zielgruppen politischer Bildungsarbeit anpassen zu können.
Gegen kurz vor 19 Uhr haben wir dann unsere Tagesgäste verabschiedet, darunter Menschen, die sich z. B. am Zentrum für Förderpädagogik Eupen, bei Jugendinfo Ostbelgien, in der Gemeindeschule Eynatten, der PDS Eupen, im Medienzentrum Eupen, im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft, in der Stadtbibliothek Aachen, bei der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bzw. der Bezirksregierung Düsseldorf als Biblio- und Mediothekar*innen bzw. Lehrkräfte, Pädagog*innnen und Jugendarbeiter*innen in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit mit der Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz befassen.
Danach stand für die Übernachtungsgäste die Zubereitung des Abendessens auf dem Programm: Es gab leckere Lütticher Buletten mit oder ohne Fleisch, dazu Fritten und Apfelmus.
Herzlichen Dank an alle, die am Dienstag dabei waren und unsere zahlreichen Arbeits- und Diskussionsphasen bereichert haben!