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Als Abschluss der Gedenkwoche für Sekundarschulen findet dieser musikalische Abend mit anschließender Podiumsdiskussion, statt.

Mit dabei sind: Hans-Erich Viet, Regisseur des Films Der letzte Jolly Boy, der frühere Richter und Staatsanwalt Thomas Walther, der sich nach seiner Pension weiterhin als Rechtsanwalt der Nebenklage bei Prozessen gegen Nazi-Verbrechern engagiert, der Richter Udo Lechtermann, der den ganzen Prozess gegen den SS-Wachmann des KZ’s Sachsenhausen am Gericht in Brandenburg geleitet hat, Andreas Weiser, Regisseur des Hörspiel Briefe aus der Hölle, das die Briefe der Sonderkommandos in Auschwitz behandelt, Dr. Tomke Lask und François Letocart, Bildungsreferenten des IDP.

Musikialische Einleitung des Abends durch das Trio Cascades
„Eine Brücke zum Morgen“ –

Konzertlesung mit Musik und Texten aus dem Konzentrationslager Theresienstadt.

Idee und Konzeption: Claudia Valder-Knechtges und Gerd Michael Herbig

Ausführende: Bert Hahn(Lesung) Ingeborg Danz (Alt) Katrina Schulz(Violine), Peter Stein (Viola), Inka Ehlert (Violoncello)

Die Konzertlesung stellt literarische und musikalische Werke ins Zentrum, die im Konzentrationslager Theresienstadt entstanden sind: Gedichte von GertySpies und Georg Kafka, Lieder von Ilse Weber und Viktor Ullmann, Streichtrios von Hans Krása und Gideon Klein. Daneben stehen Werke von Hans Sahl, Rose Ausländer, Sigfried Einstein sowie ein Werk von Bach/Mozart.

„(…)Vieles von dem, was in Theresienstadt geschrieben und komponiert wurde, ist vernichtet, vieles vergessen, vieles aber auch nur unter dem Blickwinkel der political correctness wahrgenommen.( …)

Aber: alle diese Werke haben ihre Größe nicht dadurch, dass sie von den unmenschlichen Bedingungen ihrer Entstehung gezeichnet sind, sondern dass sie ein bewusster Gegenentwurf gegen die Entmenschlichung sind; darin übersteigen sie ihre Entstehungsbedingungen. (…)

Alle Notwendigkeit war einmal Freiheit – dieser Satz Viktor Ullmanns ist in diesem Licht gleichermaßen historisches Vermächtnis wie gegenwärtiger Aufruf. So werden Leben und Werk dieser Menschen zur Gabe einer Brücke zum Morgen durch heutiges Zeugnis.“ Gerd Michael Herbig

Gedenken wird oft mit traurigen und introspektiven Anlässen verbunden, die in die Vergangenheit schauen. Dabei stellt sich bisweilen die Frage auf, ob es sich noch lohnt, an Ereignisse zu denken, die schon so weit zurückliegen. Erinnerung ist wichtig und lohnenswert, allerdings nicht als rückwärtsgewandtes Ritual, sondern als ein Akt lebendiger demokratischer Kultur. Erinnern heißt auch kritisch analysieren, aus Fehlern lernen, um mit den so gewonnenen Erkenntnissen die Zukunft besser zu gestalten.

Deshalb organisiert das IDP eine Gedenkkulturwoche, bei der nicht das Gedenken an sich geht, sondern vielmehr die Debatte darüber, warum es wichtig ist, sich an bestimmte historische Ereignisse zu erinnern, selbst wenn sie sehr lange zurückliegen. Es geht beim Gedenken nicht darum, Daten und Zahlen parat zu haben, sondern um die Fähigkeit, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, die Prozesse zu verstehen, die zu diesen Ereignissen geführt haben, und gegebenenfalls den Bogen zur Gegenwart zu schlagen und zukünftige Wiederholungen zu vermeiden. Dem IDP ist es wichtig, eine Gedenkkultur zu unterstützen, die demokratische Kultur mit Faktenwissen, der Fähigkeit, Geschehnisse kritisch einzuordnen und Empathie für die Opfer belebt.

Dazu ist in der zweiten Dezemberwoche eine Reihe an Aktivitäten für Schulen und die breite Öffentlichkeit vorgesehen. Sekundarschulen können sich mit dem Filmemacher Hans-Erich Viet über seinen Film Der letzte Jolly Boy zum Leben eines Auschwitzüberlebenden austauschen. Der frühere Richter und Staatsanwalt Thomas Walther, der sich nach seiner Pension weiterhin als Rechtsanwalt der Nebenklage bei Prozessen gegen Nazi-Verbrechern agiert, wird ebenfalls den Austausch mit Schülerinnen und Schülern suchen. Sein vorerst letzter Prozess war in Brandenburg an der Havel, bei dem ein früherer SS-Wachmann aus Sachsenhausen im Mai dieses Jahres wegen tausendfacher Beihilfe zum Mord verurteilt wurde. Das Hörspiel Briefe aus der Hölle von Andreas Weiser, das die Briefen der Sonderkommandos in Auschwitz behandelt, wird vom BRF am Sonntag, dem 4. Dezember 2022 nachmittags, gesendet. François Letocart vom IDP bietet während der Gedenkkulturwoche für Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Workshops zum Kongo und der Kolonialzeit Belgiens an.

Als Abschlussveranstaltung findet am 9. Dezember um 18 Uhr eine Podiumsdiskussion im Foyer des BRF statt. Daran nehmen Hans-Erich Viet, Thomas Walther, Andreas Weiser und Udo Lechtermann, leitender Richter des Brandenburger Prozess gegen einen SS-Wachmann, sowie François Letocart vom IDP und Inka Ehlert vom Trio Cascades teil. Letzteres führt mit einer Konzertlesung mit Musik und Texten aus dem Konzentrationslager Theresienstadt den Abend ein. Bernt Hahn liest und Ingeborg Danz singt. Anschließend diskutieren die Anwesenden darüber, warum sie sich für das Gedenken einsetzen, und warum es ihrer Meinung nach wichtig ist, eine Kultur des Gedenkens zu pflegen.

Die Abschlussveranstaltung ist öffentlich und kostenlos, um eine Anmeldung wird dennoch gebeten an: Gabi.Borst@ahs-ostbelgien.be