Podiumsdiskussion zu den Europawahlen
Nach monatelanger Vorbereitung, inklusive der Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien für Lehrerpersonen, fand am 20. März 2024 die Podiumsdiskussion zu den diesjährigen Europawahlen am 9. Juni 2024 statt. Rund 350 Jugendliche im Alter von 16 Jahren, die dieses Jahr zum ersten Mal bei den Europawahlen wählen dürfen, kamen mit ihren Lehrpersonen in die Räumlichkeiten von Eastbelgica in Eupen, um sich mit den sechs Spitzenkandidat*innen von SP, PFF, Ecolo, ProDG, CSP und Vivant zu Europa (in dieser Reihenfolge auch auf dem Foto zu sehen) auseinanderzusetzen.
Die SP wurde durch Charles Servaty vertreten, PFF durch Sascha Brandt, Ecolo von Shimprin Thaqui, ProDG von Liesa Scholzen, die CSP von Pascal Arimont, dem aktuellen DG-Abgeordneten im Europaparlament, und Vivant von Michael Balter. Die Fragen, die gestellt wurden, waren im Vorhinein von den Jugendlichen eingesandt worden, entweder schriftlich oder auch als Videoclip. Auch spontan war es noch möglich Fragen zu stellen.
Der Ablauf der Veranstaltung wurde durch unterschiedliche Aufgaben für Schüler*innen, sowie für die anwesenden Politiker bzw. die Politikerin gestaltet, damit keine Langeweile aufkam. So durften mehrmals Jugendliche einen Gegenstand aus einem Beutel mit Europasymbolen herausziehen und sich und ihre Klassenkamerad*innen befragen, welche Assoziationen der Gegenstand mit Europa hervorruft. Da gibt es dann doch mehr in unserem Alltag, als uns bewusst ist: von europäischen Sicherheitszertifikaten bei Spielzeug bis europäischer Krankenkarte für den Urlaub wurden da entdeckt. Alle Politiker*innen durften hingegen einen Kollegen oder die Kollegin in ein anderes europäisches Land schicken, und begründen warum.
Eine wichtige Erfahrung war für die Jugendlichen ein konkreter Wahlgang, den sie bei Ankunft durchführen mussten. In Zusammenarbeit mit dem Centre Européen Robert Schuman aus Scy-Chazelle bei Metz in Frankreich wurden Plakate mit Gründen zur Europawahl zu gehen, aufgestellt. Da hieß es „Ich gehe wählen, weil …“ und jeder konnte unter sieben Möglichkeiten eine auswählen, die ihm oder ihr am besten passte. Die Wahlkarten wurden dann vom Organisationsteam ausgewertet und die Politiker*innen mussten auf der Bühne ihre Karte zeigen und anschließend erklären, warum sie sich für diesen Grund entschieden hatten.
Zu Beginn der Veranstaltung und am Ende wurde die Frage „Gehst Du am 9. Juni zur Europawahl?“ mit einem Mentimeter ausgewertet. Da zu diesem Zeitpunkt das Ergebnis der Klage, die beanstandete, dass Minderjährige in Belgien von der Wahlpflicht mit 16 bei den Europawahlen befreit sind, noch nicht bekannt war, machte es Sinn, diese Frage zu stellen, um zu sehen, ob und inwiefern sich die Wahlbereitschaft der Jugendlichen am Ende der Veranstaltung verändert hatte. Von rund 350 Jugendlichen nahmen nur 250 am Mentimeter teilt. Unter diesen gab es zu Beginn der Veranstaltung eine kleine Mehrheit, die zur Wahl gehen wollte. Dieses Ergebnis verbesserte sich etwas am Ende der Veranstaltung. Daraus lässt sich schließen, dass vielen Jugendlichen im Laufe der Veranstaltung klar wurde, dass es notwendig ist, die Gelegenheit zur politischen Teilhabe zu nutzen.
Die Mitglieder des Konsortiums, dem neben dem Institut für Demokratiepädagogik auch das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft, die Jugendinfo, RDJ, Okarina und Europe Direct angehörten, planen nach dieser ersten Erfahrung einer Podiumsdiskussion zu Europawahlen für 16-jJährige, das Thema Europa auch in Zukunft in jedem Jahr in einem ähnlichen Format aufzugreifen. Denn es besteht viel Informationsbedarf zu Europa, und jede*r Jugendliche sollte die Gelegenheit bekommen, sich mit Europa auseinanderzusetzen. Nach fünf Jahren Erfahrung mit dem Format „Wie geht denn Politik?“ für Abiturient*innen wäre ein solches Format eine passende Ergänzung zur Förderung demokratischer Kompetenzen für die Schüler*innen im vierten Jahr der Sekundarschulen.